URS SCHNEIDER, Gründer & VR-Präsident Mediaschneider AG
Urs Schneider
Mediaschneider AG
Gründer und VR-Präsident
«Massnahemn am POS gehören zweifellos zu den wichtigsten Touchpoints.»
Digitale POS Medien gewinnen Jahr für Jahr an Einfluss. Direkte Zielgruppenansprache, Markenerinnerung im richtigen Moment und digitale Flexibilität sind überzeugende Argumente, wenn es um die Verteilung von Werbegeldern geht. Urs Schneider, Gründer und VR-Präsident der Mediaschneider Gruppe, Werber des Jahres 2012 und Medienmensch durch und durch beurteilt den Healthcare & Beauty Channel und erklärt, weshalb ihn der POS-Kanal überzeugt.
Herr Schneider, jeder spricht heute von
Customer Centricity, Customer Journey und Touchpoint Management mit
touchpointrelevanten Inhalten. Wie steht Mediaschneider zu dieser Entwicklung?
Die digitale Revolution hat die Informationsflut
potenziert und Konsumenten sind mehr denn je überfordert. Schätzungsweise
werden wir täglich mit über 7’000 Werbebotschaften eingedeckt, nur einen
winzigen Bruchteil davon nehmen wir wahr, der Rest ist wirkungslos. Nur was
auffällt und für uns persönlich relevant ist wird wahrgenommen. Deshalb
orientieren wir uns immer mehr nach dem individuellen Konsumverhalten und
konzentrieren uns auf Käuferzielgruppen. Das heisst, wir wählen für unsere
Kunden die optimalen Touchpoints und Umfelder aus, um die Werbung
wirkungsvoller zu platzieren. Wir vermeiden Streuverluste, indem wir gezielt
potenzielle Käufer ansprechen und erhöhen so die Wirksamkeit der
Werbeinvestitionen.
Wie
wichtig ist der POS dabei?
Massnahmen am POS gehören zweifellos zu den effizientesten
Touchpoints. Am POS trifft man die richtige Zielgruppe und hat die letzte
Chance, Kaufimpulse zu setzen. Aus diesem Grund gehören POS-Massnahmen
genauso zum Media-Mix wie andere Kanäle. Wichtig ist, dass die Mediaplanung
integriert stattfindet und zeitlich mit den Promotionsaktivitäten am POS
abgestimmt wird.
Ihre persönliche Einschätzung: Was halten Sie
vom POS-Medium Healthcare & Beauty Channel?
Aktuelle Studien zeigen, dass bewegte Bilder stärker
wahrgenommen und überdurchschnittlich gut erinnert werden. Deshalb wird
Bewegtbildwerbung heute vermehrt crossmedial eingesetzt. Filme werden heute nicht
nur im TV oder im Kino, sondern immer mehr online und über Ad-Screens
verbreitet. Diese Mediengruppen ergänzen sich optimal und der Healthcare &
Beauty Channel zählt zu den wirkungsvollsten, weil er eine spezifische
Käuferschaft mit hoher Frequenz erreicht. OTC- oder Kosmetikprodukte
konzentrieren sich stark auf TV-Werbung, sie haben mit diesem Kanal die Chance,
am POS zusätzliche Reminderkontakte zu generieren. Der Einsatz als Ergänzung
einer TV-Kampagne lohnt sich, denn die Screens sind unübersehbar mit hoher
Bildqualität und die Spots werden nicht weggezappt.
Wo
sind Ihrer Meinung nach die Grenzen des Kanals?
Natürlich kann man keine nationale Launch-Kampagne über den
Healthcare & Beauty Channel realisieren. Aber die Funktion als Zusatzmedium
am POS ist durchaus von Bedeutung.
Sie waren 2012 Werber des Jahres und haben
offensichtlich ein Gespür für gute Werbung. Was für einen Tipp geben Sie
Werbern von Pharmaprodukten bezüglich OTC-Werbung?
Erstens ist Pharmawerbung a priori interessant, da es sich um
Produkte mit einem klaren Nutzen handelt und der Wettbewerb im Markt in vielen
Bereichen sehr ausgeprägt ist. Gute Kampagnen bleiben haften, manchmal wäre
etwas mehr kreativer Mut auch in der medialen Umsetzung wünschenswert.
Immerhin, es gibt auch Anzeichen für kreative Werbung für Pharmaprodukte. Zum
Beispiel die Otrivin Kampagne von Novartis mit den Blumen, hat dieses Jahr beim
ADC Silber gewonnen. Vielleicht sehen wir in der nächsten EFFIE-Runde 2016
erfolgreiche Pharmakampagnen.
Sehen
Sie die stetige Mediafragmentierung und zunehmende Digitalisierung als Fluch
oder Segen für Media-Agenturen?
Gottseidank erleben wir die digitale Transformation. Es ist
doch für Werber viel spannender, mit einer nie dagewesenen Vielfalt von Medien
zu arbeiten. Für Mediaagenturen ist die Digitalisierung ein grosser Segen, das
Ganze wird höchstens anspruchsvoller. Die Herausforderungen, aber auch die
Chancen für kreative Werbung sind durch diese rasante Entwicklung grösser
geworden.
Vielen Dank, Herr Schneider, für das Gespräch.